Gefahren für die Umwelt durch Plastik

Stand:
Die Auswirkungen auf Meerestiere und -vögel sind schon sichtbar. In den Mägen vieler Seevögel findet sich massenhaft Kunststoffe. Die Tiere verhungern mit vollem Magen. Als Muschel oder Fisch kann Plastik auf unserem Teller landen.
Eine Möwe pickt neben einem Mülleimer in einem Haufen Abfall.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Plastikmüll gelangt über verschiedene Wege in die Meere und Ozeane.
  • Dort zerfällt er, wird aber nicht komplett abgebaut. Stattdessen fressen Meerestiere und -vögel die kleinen Teilchen.
  • Einige Kosmetika enthalten noch immer Plastik. Anhand einiger Abkürzungen in der Liste der Inhaltsstoffe sind sie zu erkennen.
On

Woher kommt der Plastikmüll im Meer?

Der Plastikmüll im Meer, über den derzeit viel berichtet wird, hat mehrere Ursachen. In vielen Ländern der Erde werden zudem Abfälle einfach ins Meer oder in den Flüssen entsorgt. Diverse Untersuchungen zu Müll-Funden im Meer und im Wasser zeigen, dass Kunststoffe den größten Teil des Meeresmülls ausmachen.

Zum einen handelt es sich um Abfälle, die durch Schiffe illegal ins Meer entsorgt werden oder um verlorene Ladungen von Frachtschiffen. Ein weiterer Teil besteht aus Plastikprodukten, die über Flüsse ins Meer gelangen. Zum Beispiel Abfälle, die am Ufer zurück gelassen wurden oder bei Hochwasser mitgerissene Objekte. Auch durch den Wind gelangen Plastikabfälle (insbesondere dünne Kunststoff-Tüten) in die Meere.  Laut Fraunhofer UMSICHT gelangen in Deutschland 4 kg Mikroplastik pro Kopf und Jahr in die Umwelt, insgesamt ca. 330 000 Tonnen pro Jahr.

Der Abrieb von Autoreifen ist ebenso eine sehr große Quelle für Mikroplastik. Pro Reifen schätzt das Fraunhofer Umsicht Institut werden in der gesamten Nutzungsphase bis zum Ersatz etwa 1 - 1,5 kg Mikroplastik abgerieben. Im Autoland Deutschland kommt da viel zusammen. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung und der Universität Wien schätzt, dass es etwa 133 000 Tonnen pro Jahr sind.

Eine weitere Quelle feinster Kunststoffpartikel sind jedoch die Abwässer unserer Waschmaschinen. Textilien aus Synthetikmaterialien geben beim Waschen winzige Fasern ab, die ins Abwasser gelangen. Kläranlagen halten diese nicht vollständig zurück und damit gelangen sie ins Meer oder mit dem Klärschlamm auf die Felder. Eine weitere, den meisten Menschen unbekannte Quelle sind kleinste Kunststoffpartikel, die absichtlich Kosmetikprodukten zugefügt werden. Auch der bereits erwähnte Abrieb von Autoreifen belastet Flüsse und Meere mit kleinen Plastikteilchen.

Weltweit betrachtet gelangen rund 80 Prozent des Kunststoffmülls von Landseite aus ins Meer, das restliche Fünftel entfällt auf Schiffe und den Fischfang. Große Mengen Plastikmüll werden in Asien ins Meer entsorgt – in touristisch attraktiven Gebieten tragen Urlauber mit ihrem westlichen Lebensstil wesentlich zur Vermüllung der Umwelt bei.

Die Auswirkungen auf Meerestiere und -vögel sind jetzt schon sichtbar. In den Mägen vieler Seevögel kann man massenhaft Kunststoffstückchen finden, die fälschlicherweise für Nahrung gehalten wurden. Die Tiere verhungern mit vollem Magen. Auch in kleinsten Krebsen hat man Kunststoffpartikel entdeckt. Über die Nahrungskette besteht die Gefahr, dass die Kunststoffpartikel wieder als Muschel oder Fisch auf unserem Teller landen.

In größeren Plastikstücken – wie Netzteilen oder Plastikringen, aber auch Tüten – können sich Meerestiere verfangen. Sie bleiben verletzt zurück oder sterben qualvoll.

Bedingt durch die Meeresströmungen reichert sich in bestimmten Gebieten der Weltmeere Plastikmüll an. Er bildet nicht nur Plastikinseln an der Wasseroberfläche sondern gelangt auch in tieferen Schichten und den Meeresboden. Der Begriff Plastiksuppe beschreibt die Situation daher besser als Plastikinsel. Das größte Lager ist der Great Pacific Garbage Patch (Großer Pazifikmüllfleck) im Nordpazifik.

Da Plastik sehr stabil ist, reichert sich immer mehr Kunststoff in den Weltmeeren an. Kunststoffe zerfallen zu immer kleineren Teilen, aber es findet kein wirklicher Abbau, also keine Zersetzung des Kunststoffs, statt. Dadurch entstehen sogenannte Mikroplastik-Teilchen, also Plastikteilchen, die kleiner als 5 Millimeter sind. Welche Folgen das für die Natur und die Menschen hat, kann noch gar nicht richtig abgeschätzt werden. Hier ist vor allem die internationale Staatengemeinschaft gefragt, um die Vermüllung der Flüsse und Meere durch Plastikabfälle zu stoppen.

Warum enthalten Kosmetika Kunststoffteilchen und lassen sie sich erkennen?

Kunststoffe werden zum Beispiel als Scheuermittel in Peelings oder Zahncremes verwendet. Dabei gibt es für beides einen umweltfreundlichen Ersatz. Für Zahnpasta kann Kreidepulver genutzt werden, und für Peelings bieten sich zum Beispiel gemahlene Nussschalen oder Kerne von Oliven und Aprikosen an. In anderen Kosmetikprodukten dienen Kunststoffe als sehr feine Partikel dazu, die Konsistenz oder die Farbe der Produkte zu beeinflussen. Wirklich nötig für den gewünschten Nutzen des Produktes sind die Kunststoffe nicht! Die Hersteller könnten also gut auf sie verzichten. Auf der Verpackung sind Kunststoffe unter verschiedenen Bezeichnungen angegeben. Allerdings oft sehr klein und schlecht lesbar.

Bezeichnungen für Kunststoffe

PE Polyethylen
PP Polypropylen
PET Polyethylenerephthalat
PES Polyester (Polyester-1; Polyester-11)
PA Polyamid (Nylon-12; Nylon-6; Nylon-66)
PUR Polyurethan (Polyurethan-2; Polyurethan-14; Polyurethan-35)
EVA Ethylen-Vinylacetat-Copolymere
PI Polyimid (Polyimid-1)
ANM Copolymere von Acrylnitril mit Ethylacrylat/Copolymere von anderen Acrylaten

Ob Kosmetik und Körperpflegeprodukte Mikroplastik enthalten, kann man auch bequem mit der ToxFox App vom BUND scannen.

Wie schnell baut sich Plastik in der Umwelt ab?

Kunststoffe sind chemisch sehr stabil. Sie zersetzen sich nicht oder nur sehr langsam bzw. werden schlecht abgebaut. Produkte aus Plastik zerfallen nur in immer kleinere Teilchen. Gelangen Plastikartikel als wilder Müll in die Umwelt bzw. in Gewässer, dann kann der Zerfall viele Jahrzehnte andauern; bei einer Plastikflasche kann man davon ausgehen dass sie mehrere Jahrhunderte brauch um abgebaut zu werden. Lediglich Verbrennen sorgt dafür, dass sich die Produkte schneller zersetzen.

Deshalb sind die Aufdrucke auf vielen Plastiktüten aus Sicht der Verbraucherzentrale irreführend, da die Kunststoffe, vor allem wenn sie zu immer kleineren Teilchen zerfallen, noch unabsehbare Umweltfolgen haben.

Dazu zwei Beispiele:

Aufdruck: "100% recyclebar" = Sofern diese Tüte richtig entsorgt wird, nämlich über die Gelbe- bzw. Wertstoff-Tonne, kann der Kunststoff eingeschmolzen und zu neuen Produkten verwandelt werden.

Wird die Tüte aber in die Umwelt geworfen, so zersetzt sie sich allenfalls zu Mikroplastikteilchen. Wirft man sie in die Tonne für den Restmüll, wird sie verbrannt; auch Kunststoffe, die in der Gelben Tonne landen, werden häufig verbrannt, weil sie durch anderen Müll stark verschmutzt sind und das Recycling von Kunststoffen oft teurer ist als neue Produkte aus Erdöl herzustellen.

Audruck: "grundwasserneutral" = Die Tüte gibt keine schädlichen Chemikalien ab wenn sie in der Umwelt liegt. Sie baut sich aber auch so gut wie nicht ab. Dies ist kein Argument dafür, dass eine Tüte umweltfreundlich ist.

Aufdruck: "abbaubar" = Die Kontrolle erfolgt nur optisch, d.h. wenn nichts mehr von dem Kunststoff zu sehen ist, gilt er als abgebaut. Trotzdem kann er noch als kleine Plastikteilchen vorliegen, die mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen sind.

Was passiert mit Plastikmüll, der einfach in die Tonne für den Restmüll geworfen wird?

Kunststoffabfälle, die in den Restmüll geworfen werden, kommen in die Müllverbrennung. In diesen Anlagen verbrennt Plastik fast vollständig zu Kohlendioxid und Wasserdampf. In einigen Anlagen wird die dabei entstehende Wärme zur Energiegewinnung genutzt.

Plastikabfälle, die in die Gelbe Tonne bzw. Wertstofftonne geworfen werden, werden zunächst sortiert und exakt nach den verschiedenen Sorten getrennt. Da einige Kunststoffarten wie PET sich leichter wiederverwerten lassen, werden diese bevorzugt an Recyclingfirmen weiter verkauft. Dort werden sie aufbereitet und zur Herstellung neuer Produkte verwendet.

Kunststoffe, für die es noch keine ausgereiften Techniken fürs Recycling gibt, werden zu sogenannten "Ersatzbrennstoffen" verarbeitet. Das bedeutet, sie werden zu Briketts gepresst und dann zum Beispiel in Zementwerken als Ersatz für Kohle und Gas verfeuert. Dies wird beschönigend als "thermisches Recycling" bezeichnet.

Insgesamt werden mehr als die Hälfte des anfallenden Plastikmülls verbrannt. Da diese Art der Abfallbehandlung nicht günstig für die Umwelt ist, sollten Plastikabfälle möglichst vermieden werden.

Wie gut kann Plastik recycelt werden?

Wie gut Plastik recycelt werden kann, kommt sehr auf die Art des Kunststoffs an. Wie viel wirklich recycelt wird, ist außerdem noch Abhängig vom Ölpreis. Ist er niedrig, ist es oft preiswerter alte Kunststoffe zu verbrennen und neue aus Erdöl herzustellen. Bei Plastikmüll aus Verpackungen kann man davon ausgehen, dass circa 50% recycelt werden. Das ist nicht optimal, wird aber dank strengerer Gesetze noch besser werden.

Fast zwei Drittel der Kunststoffabfälle sind Verpackungen - und sie werden am häufigsten wieder zu Kunststoffprodukten recycelt, weil sie über die Gelbe Tonne und die Einwegflaschen über die Pfandautomaten vergleichsweise gut erfasst werden.

In den Sortierbetrieben, in die die Abfälle aus der Gelben Tonne / dem Gelben Sack gelangen, werden die Abfälle maschinell nach Kunststoffarten getrennt und anschließend gespült. Trotzdem enthalten die sortenreinen Kunststoffe immer noch verschiedene Beimischungen wie Farben, Weichmacher, UV-Schutz. Wegen dieser vielen Zusätze ist es schwierig, einen einheitlich hochwertigen Recyclingkunststoff zu gewinnen.

PET und PE (Polyethylen) lassen sich relativ leicht aufbereiten und zu neuen Kunststoffprodukten umwandeln. Bei anderen Sorten wie zum Beispiel Weich-PVC ist das Recycling jedoch so aufwändig, dass es sich lohnt, neue Kunststoffe aus Erdöl herzustellen und die alten als Ersatzbrennstoff zu verfeuern. Es besteht also noch Forschungsbedarf.

Auch wenn das Recycling von Verpackungen - besonders der vielen sortenrein gesammelten Einweg-PET-Flaschen - immer besser funktioniert, sollte die Vermeidung von Kunststoff-Verpackungen an erster Stelle stehen. Es ist ökologisch sinnvoller, Mehrweg-Flaschen 15 bis 25-mal wieder zu befüllen und erst danach den Kunststoff zu recyceln.

Werden Getränke über längere Strecken transportiert, dann sind Mehrweg-Flaschen aus PET aufgrund ihres geringen Gewichtes ökologisch oft vorteilhafter als Mehrweg-Flaschen aus Glas. Glas ist ökologisch nur besser, wenn man lokal abgefülltes Bier oder Mineralwasser kauft, dass anschließend nicht besonders weit (unter 50 Kilometer) transportiert wird.

Mehr zum Thema:

Drei dichte Stapel gepresster Einweg-Plastikflaschen

Leben ohne Plastik: Antworten auf häufige Fragen

Mehrere hundert Jahre braucht die Natur, um Plastik wieder abzubauen - und wir produzieren Millionen Tonnen pro Jahr. Wir beantworten häufig gestellte Fragen rund um Kunststoff und Plastik.

Ratgeber-Tipps

Ratgeber Photovoltaik
Wer ein Stück weit unabhängig von den Preiskapriolen der Energieversorger werden will, kümmert sich um die Anschaffung…
Ratgeber Einfach nachhaltig
Mehr Unabhängigkeit von Öl, Kohle und Gas. Der Abschied vom Verbrennungsmotor. Ein Aktionsprogramm zum natürlichen…
Schmuckbild

Abzocke auf online-wohngeld.de: Hier wird kein Wohngeld beantragt!

Auf der Website online-wohngeld.de könnten Verbraucher:innen den Eindruck bekommen, dass sie dort Wohngeld beantragen können. Das ist jedoch nicht der Fall und kostet auch noch Geld!

Musterfeststellungsklage gegen Sparkasse Mansfeld-Südharz

Die Sparkasse Mansfeld-Südharz hat vielen Prämiensparern nach Ansicht der Verbraucherzentrale jahrelang zu wenig Zinsen gezahlt. Der vzbv hat für die Kund:innen der Sparkasse Klage erhoben, damit sie ihre Zinsen in der Höhe erhalten, die ihnen zusteht.

Der vzbv führt das Verfahren vor dem Bundesgerichtshof (BGH) nicht weiter. Kund:innen können die ihnen zustehenden Zinsen nun einfordern.

Musterfeststellungsklage gegen Kreissparkasse Stendal

Die Kreissparkasse Stendal hat vielen Prämiensparern nach Ansicht der Verbraucherzentrale jahrelang zu wenig Zinsen gezahlt. Deshalb klagt der vzbv für die Kund:innen der Sparkasse Klage. Kunden:innen sollen ihre Zinsen in der Höhe erhalten, die ihnen zusteht.

Der vzbv führt die Verfahren vor dem Bundesgerichtshof (BGH) nicht weiter. Kund:innen können die ihnen zustehenden Zinsen nun einfordern.