Zahlreiche Siegel im Handel kennzeichnen Lebensmittel, die frei von Fleisch oder tierischen Bestandteilen sind. Doch ist eine vegetarische Ernährung im Alter überhaupt ratsam?
Immer öfter ohne Fleisch
Bei gesunden Erwachsenen ist gegen eine vegetarische oder vegane Ernährung nichts einzuwenden, wenn die Lebensmittelauswahl und -kombination stimmen. Dabei sollten Sie darauf achten, ausreichend Calcium zum Erhalt der Knochen sowie Vitamin B12 aufzunehmen. Vitamin B12 kommt nur in tierischen Lebensmitteln in ausreichenden Mengen vor. Deshalb müssen Sie Vitamin B12 bei einer veganen Ernährung beispielsweise über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen.
Die Versorgung des Körpers mit Vitamin D erfolgt zum einen über die Aufnahme von Vitamin-D-haltigen Lebensmitteln und zum anderen über die körpereigene Bildung in der Haut bei Sonnenbestrahlung. Letzteres macht einen deutlich größeren Teil aus, wodurch regelmäßige Aufenthalte im Freien dazu beitragen, die Versorgung zu sichern. Im Alter schwindet jedoch die Fähigkeit der Haut, Vitamin D unter Sonnenlichteinfluss selbst zu bilden. In Nahrungsmitteln ist Vitamin D in nennenswerten Mengen beispielsweise in fetthaltigem Seefisch, Innereien, Speisepilzen und Eiern zu finden. Bei einer veganen und vegetarischen Ernährung wird daher kaum Vitamin D über die Nahrung aufgenommen.
Auch Jod ist bei veganer Ernährung ein potenziell kritischer Nährstoff. Durch den Verzicht auf Meerestiere wie Seefisch sowie Milch und Milchprodukte entfallen bei der veganen Ernährungsweise wichtige Jodquellen. Bei einer veganen Ernährungsweise sollten Sie daher auf jodiertes Speisesalz und daraus hergestellte Lebensmittel zurückgreifen.
Für ältere Menschen gibt es derzeit keine eindeutige Empfehlung für oder gegen eine vegane Ernährung. Das liegt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) an der begrenzten Datenlage. Bei Umstellung auf eine pflanzenbasierte Ernährung kann eine langsame Gewöhnung an die vegetarische Ernährungsweise oft besser sein als ein plötzlicher Wechsel.
Im Vordergrund stehen Gemüse und Obst, Getreideprodukte sowie Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, die einen hohen Ballaststoffanteil haben und gut gekaut werden müssen, damit keine Verdauungsprobleme auftreten. Weniger Fleisch- und Wurstwaren zu essen, entspricht zudem der DGE, von nicht mehr als 300 Gramm pro Woche.
Darüber hinaus gilt eine vegetarische Ernährungsweise aus ökologischer Sicht als vorteilhaft, da die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel im Vergleich zu tierischen Lebensmitteln das Klima weniger belastet.
Besondere Produkte für die vegetarische oder vegane Ernährung
Vegetarisches Cordon Bleu, vegane Leberwurst und Sojadrink – der Markt für vegetarische und vegane Alternativprodukte boomt. Nicht alle Produkte, die für eine vegetarische oder vegane Ernährung angeboten werden, sind wirklich empfehlenswert oder gesünder, wie ein Marktcheck der Verbraucherzentralen gezeigt hat. So weisen die vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukte oft künstliche Aromen, Farb- und Konservierungsstoffe, viel Salz und ähnlich viel Zucker wie die fleischhaltigen Originale auf. Für den Fleischgeschmack sorgt häufig glutamathaltiger Hefeextrakt.
Daher gilt: Augen auf beim Kauf spezieller vegetarischer Lebensmittel
Seit einigen Jahren sind im Deutschen Lebensmittelbuch Leitsätze zu veganen und vegetarischen Lebensmitteln aufgeführt. Sie beschreiben wie pflanzliche Ersatzprodukte mit Ähnlichkeit zu tierischen Produkten bezeichnet werden sollen. Dazu gehören Soja-Schnitzel, Getreide-Frikadellen oder Seitan-Würstchen.
Gut zu wissen: Leitsätze sind keine Rechtsvorschriften, sondern eher als Gutachten zu verstehen. Als solche enthalten sie beispielsweise die gängige Definition der Begriffe "vegan" und "vegetarisch". Demnach sind Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen und Pilze nichttierischen Ursprungs und dürfen für vegane Produkte verwendet werden.